Genug?
Ich bin ja kurz davor, keine Nachrichten mehr zu schauen oder zu lesen. Der Informations-OverFlow über die Apokalypse in Japan, die Herumeierei der deutschen Politiker, die Hysterie mancher meiner Mitmenschen überfordert mich. Schlimm ist auch, dass dieser verdammte Reaktor nicht mit einem großen Knall explodiert, sondern dass der Supergau noch Tage, Wochen und Monate andauern wird - so kann man auch nicht aufräumen und neuanfangen wie bei den bisher üblichen Katastrophen.
Aber am allerschlimmsten empfinde ich meine eigene Hilflosigkeit. Bin ich ein egoistischer, unemphatischer Mensch, wenn ich klammheimlich BigBoss für 9000 km Luftlinie dankbar bin? Ich erfreue mich hier an sprießenden Frühlingsblümchen oder an einem spannendem Buch und wundere mich über das grummelnde Gefühl im Bauch. Bis ich realisiere, dass ich ein schlechtes Gewissen habe... warum auf einmal? Die letzten Jahre waren doch gespickt mit Tragödien überall in der Welt, die lagen mir doch auch nicht so schwer im Magen. Und hilfreich ist es für kein einziges japanischen Baby, dass ich mich schlecht fühle. Mal ganz abgesehen davon, dass ich in MEINEM kümmerlichen Leben ja auch so ein oder zwei Problemchen habe, die durchaus gewichtig sind und von denen ich mir auch Auszeiten erzwinge.
Darf ich jetzt einfach mal ausschalten? Einfach entscheiden, dass ich für meine Person jetzt genug Interviews gehört und Livestreams gesehen habe und mich zur Erholung mal mit ganz profanen Dingen wie einem Trainerwechsel auf Schalke beschäftigen? Ich wünsche mir eine klitzekleine Plagiatsaffaire eines überbewerteten Barons zurück. Offensichtlich kann mein kleines deutsches Hirn nicht mehr verpacken. Damit beißt die Katze sich wieder in den Schwanz: wenn ich schon sonst nichts tun kann, sollte ich doch wenigstens Anteil nehmen! Aber ich kann das kaum mehr aushalten.
Aber am allerschlimmsten empfinde ich meine eigene Hilflosigkeit. Bin ich ein egoistischer, unemphatischer Mensch, wenn ich klammheimlich BigBoss für 9000 km Luftlinie dankbar bin? Ich erfreue mich hier an sprießenden Frühlingsblümchen oder an einem spannendem Buch und wundere mich über das grummelnde Gefühl im Bauch. Bis ich realisiere, dass ich ein schlechtes Gewissen habe... warum auf einmal? Die letzten Jahre waren doch gespickt mit Tragödien überall in der Welt, die lagen mir doch auch nicht so schwer im Magen. Und hilfreich ist es für kein einziges japanischen Baby, dass ich mich schlecht fühle. Mal ganz abgesehen davon, dass ich in MEINEM kümmerlichen Leben ja auch so ein oder zwei Problemchen habe, die durchaus gewichtig sind und von denen ich mir auch Auszeiten erzwinge.
Darf ich jetzt einfach mal ausschalten? Einfach entscheiden, dass ich für meine Person jetzt genug Interviews gehört und Livestreams gesehen habe und mich zur Erholung mal mit ganz profanen Dingen wie einem Trainerwechsel auf Schalke beschäftigen? Ich wünsche mir eine klitzekleine Plagiatsaffaire eines überbewerteten Barons zurück. Offensichtlich kann mein kleines deutsches Hirn nicht mehr verpacken. Damit beißt die Katze sich wieder in den Schwanz: wenn ich schon sonst nichts tun kann, sollte ich doch wenigstens Anteil nehmen! Aber ich kann das kaum mehr aushalten.
Erzangie - 18. Mär, 08:25
kirschbluete (Gast) - 18. Mär, 22:38
Es geht mir nicht anders. Ich kann es auch nicht mehr hören und wo ich die ersten beiden Tage jede mögliche Information sofort haben wollte, mache ich jetzt einmal am Tag die Nachrichten an "Aha, Japan steht noch", kurz auf den neuesten Stand bringen und wieder aus die Glotze.
Das hat keineswegs was mit Egoismus oder Hartherzigkeit zu tun. Deswegen fühlt man ja nicht weniger mit. Mich bewegt das Geschehen dort nach wie vor sehr stark, nur muss ich nicht über jeden Pups, den die Reaktoren dort machen, minütlich informiert werden.
Wenn es dort richtig rumst, werden wir das schon mitkriegen. Und wenn ich nach einer Woche die Nachrichten anschalte und die haben es in den Griff bekommen, um so besser.
Ich hoffe nach wie vor, dass sich alles zum Guten wendet, auch wenn der Glaube daran schon bröckelt.
Das hat keineswegs was mit Egoismus oder Hartherzigkeit zu tun. Deswegen fühlt man ja nicht weniger mit. Mich bewegt das Geschehen dort nach wie vor sehr stark, nur muss ich nicht über jeden Pups, den die Reaktoren dort machen, minütlich informiert werden.
Wenn es dort richtig rumst, werden wir das schon mitkriegen. Und wenn ich nach einer Woche die Nachrichten anschalte und die haben es in den Griff bekommen, um so besser.
Ich hoffe nach wie vor, dass sich alles zum Guten wendet, auch wenn der Glaube daran schon bröckelt.
garak (Gast) - 18. Mär, 23:29
"sollte ich ... Anteil nehmen" - warum eigentlich ? Wo man nichts helfen, bewirken, ändern kann, ist Anteilnahme nur möglich bis zu den Grenzen der eigenen emotionalen Kraft. Darüber hinaus ist nur sinnloses Leiden, das niemandem hilft und Dir schadet. Deshalb, ja: Du kannst ausschalten solange Du willst.
Niemandem ist geholfen, wenn es dir auch noch schlecht geht. Du kannst auch Anteil an der Katastrophe nehmen und Mitgefühl zeigen, ohne 24 Stunden Nachrichten zu hören.
Außerdem haben die Japaner schon viel schlimmes gemeistert und sie werden auch das schaffen. Ganbare! :-)