Gegen Novemberdepressionen Teil 2:

Microengelhörgeräte unbeschädigt wieder aus dem Altkleidercontainer heraus zu fischen.

Ein grandioses Gefühl, dreieinhalbtausend Euronen zurück zu bekommen. Made my day.

Microengels Hörgeräte sind im Rotkreuz-Container. Wie ich sie DA wieder rausbekomme, ist mir ein Rätsel und wie sie da rein kamen, eine längere Geschichte *seufz*

Eigentlich muss sie die Höris immer tragen. Eigentlich. Uneigentlich ist sie wie ne alte Omma: "ich höre sehr gut!" obwohl sie NICHT hört. Deshalb ist das Hörgerätetragen ein ständiges Thema bei uns. Mit mehr oder weniger Geduld versuchen der Pubertätsengel und ich sie dahin zu erziehen, dass die Höris für sie nicht nur in der Schule selbstverständlich sein sollten.

So auch an diesem Wochenende. Zudem hatte ich seit Wochen versucht, mit ihr ihre Kleidung zu sortieren, da sie aus einigen Dingen herausgewachsen war. Gestern endlich machte ich mich muffelnd allein ans Werk, was soll man an einem verregnetem Allerheiligen auch sonst sinnvolles machen (außer lesen, chillen, spielen, Banana-Muffins backen). Drei blaue Säcke für den Container kamen zusammen, und auf der Engelscollierunde wurden sie entsorgt.

Abends dann mein Einschlafmantra, Microengelchen gemütlich in meinem Armen: hast du deine Schulsachen gepackt, hast du deine Zähne geputzt, sind neue Batterien in den Höris, wo sind die eigentlich.... Die Höris sind in der pinken, viel zu kleinen Fleecejacke (wtf machen die Höris in den Taschen einer viel zu kleinen.....) und diese Fleecejacke hatte ich nachmittags entsorgt. Ich Rabenmutter.

Im strömenden Regen stand der Erzengellover vor dem Container, der bombensicher gegen Vandalismus und Diebstahl geschützt ist. Was einmal drin ist, bekommt man nicht mehr raus.

Zwei Dinge hat mich das gelehrt:
1. Ich räume NIE WIEDER Microengels Sachen auf. Und wenn sie in ihrem eigenen Müll erstickt.
2. Wenn es an einem Sonntag regnet und der Rest der Engelsfamily beschließt, faul rum zu gammeln, nehme ich mir ein Buch, koche mir einen Tee und lasse den lieben Gott einen guten Mann sein.

Das schont meine Nerven. Und meinen Geldbeutel, denn wenn wir die verdammten Dinger nicht wiederfinden, kann ich für die nächsten zwei Jahre nur noch trocken Brot essen. Dass der Microengel dann sein Taschengeld abgibt, hilft auch nur marginal bei dreieinhalbtausend Euronen für neue Hörgeräte.

Frau Mutti regte es hier an, und ich schließe mich nur zu gern an. Wenn die Blätter von den Bäumen gefallen sind, man ohne Jacke nicht mehr vor die Tür gehen kann, der Erzengelcollie nach der täglichen Runde eine Schlammspur hinter sich her zieht und wenn man morgens im Dunkeln das Haus verlässt und im Dunkeln erst zurück kommt, die Freuden und das Glitzern der Weihnachtszeit aber noch mindestens 30 Tage auf sich warten lassen, dann muss man mit vereinten Kräften gegen aufkeimende Depressionen anarbeiten.

Ich werde mich also an einem täglichen Novemberaufheller versuchen.

Heute war das unser gemütliches Sonntagsfrühstücksritual. Während der Microengel Croissants für den Backofen formte, bereitete ich knusprigen Bacon und Rührei zu. Der Pubertätsengel deckte den Tisch mit Sonnenblumenservietten und den "guten Gläsern" für den Orangensaft. Beim Frühstück erzählten wir uns von den Plänen für den heutigen Tag: weil es gestern stressig war, werden wir heute lesen, heute nachmittag Spielen, und ansonsten chillen. Vielleicht habe ich ja Lust, Banana-Muffins zu backen. Vielleicht.

Seit langem war ich heute mal wieder mit der Microengelpatentante verabredet. Manchmal ist das so im Leben, da geht man einen langen Weg intensiv gemeinsam und dann gibt es Phasen, da laufen die Lebenswege nicht so dicht neben einander.

So eine Phase haben wir zur Zeit, zu unserem beiderseitigen Bedauern, wie wir bei einem Telefonat vor zwei Wochen feststellten. Deshalb hatte ich mich sehr auf den heutigen Abend gefreut, wir wollten mein Gutscheinbuch in einem neuen Restaurant ausprobieren und gemütlich quatschen.

Wollten, Vergangenheit, denn es ist mittlerweile halb neun und ich sitze immer noch hier. Im Laufe des ganzen Tages habe ich versucht, meine Freundin über verschiedene Kanäle zu erreichen. Leider vergeblich. Sie hat mich versetzt, und ich grübel die ganze Zeit, was ich wohl falsch gemacht habe.

So schade. Nicht nur um den verdorbenen Abend.

Ganz unverhofft habe ich mir heute einen großen Wunsch erfüllt. Marketingtechnisch war ich wohl das ideale Opfer: dem Lockangebot eines großen Elektrofachhandels bin ich erlegen und habe mir ein neues Laptop gekauft.

Sososo schöööööööön! Jedenfalls jetzt, wo ich endlich dran darf. Nicht, dass ich computertechnisch völlig unbedarft wäre, aber der Erzengellover konnte einfach nicht die Finger davon lassen. Updates, Antivirenprogramm...oh..Win.dows 7! Das musste er sich ganz genau anschaun, ausprobieren, mir erklären.

Die wichtigen Dinge durfte ich dann doch selbst machen. Computernamen vergeben (!!), Desktop-Einstellungen, Hintergrundbilder, Phönix im Fox, Verzierungen an der Hülle... und jetzt, nachdem der Microengel auch erst einmal die mitgelieferten Spiele ausprobiert hat, darf ich doch tatsächlich meinen neuen Murphy ganz für mich in Betrieb nehmen.

Gut, ich muss noch circa 15 Gigabite Daten ins itunes fummeln, aber jetzt habe ich dafür wenigstens wieder genug Speicher.

Ich freufreufreu mich!

Microengel: Mama, ich brauche DRINGEND 20 €!
Erzangie: Kind, da musst du halt zwei Monate sparen.
Microengel: Nein, Mama, ich brauche das Geld JETZT und du MUSST es mir geben!
Erzangie: Ich MUSS gar nichts geben und außerdem habe ich erst letzte Woche sehr viel Geld zu deiner Renovierung dazu geben müssen!
Microengel: Du hast immer so viel Geld, und wenn keins da ist, geh doch zur Bank und hol´welches, ich BRAUCHE es!
Erzangie: Wofür brauchst du das denn?
Microengel: Also, ich habe ja einen großespielzeugwarenhausGutschein, für 10€, und das ferngesteuerte Auto, das ich morgen holen will, kostet 30 €, also musst du mir 20 € geben!
Erzangie: Nö.
Microengel: Dann rufe ich jetzt den Erzengellover an!
Erzangie: Tu das. Das klappt sowieso nicht.
Microengel: Dohoch! *grinst*

Erzengellover: Ja? Was kann ich für dich tun, Süße?
Microengel: Ich wollte dir nur sagen, wie lieb ich dich hab´. Und ich brauche unbedingt 20 €, kannst du mir die geben?
Erzengellover: Na klar, Süße, wofür denn?
Microengel: Damit ich dir ein ferngsteuertes Auto kaufen kann.
Erzengellover: Oh das ist super! Da fahren wir aber morgen gleich hin, ja?

Erzengellover zu Erzangie: Deine Tochter ist ja soooo süß!

Hmpf.

Ich möchte nicht noch mehr Kindergeld, danke, ich komme damit aus. Ich möchte bitte viel lieber kostenloses, gesundes Schulessen für alle Kinder. Das müsste doch drin sein, oder, liebe Bundesregierung?

Wo kann ich das in den Koalitionsvertrag einbringen? Wo muss ich dafür unterschreiben?

... Frau Buchhaltung benötigte mal wieder Excel-Unterstützung. Zu meinem großen Erstaunen stellte sie mir doch tatsächlich eine Frage, die ich NICHT beantworten konnte!

Ich bin erschüttert. Und ich bin vom Thron gestürzt, ich Ex-Excel-Queen :-( Mein Selbstbewußtsein hat doch tatsächlich herbe Niederschläge zu erleiden in letzter Zeit. Aber wie heißt es so schön: Hochmut kommt vor dem Fall.

Edit: so etwas lässt mir ja keine Ruhe. Habe also mal Onkel Guhgel gefragt, und das Problem ziemlich einfach gelöst. Uff, Thron zurück erobert. Harte Arbeit, das!

So gesehen kann man sich glücklich schätzen, wenn man ein hohes Alter erreicht, ohne sich irgendeine schreckliche Krankheit zuzuziehen. Wenn man sich durch einschlägige Foren liest, wundert es nur, dass so viele Menschen gar nicht wissen, welche Viren, Bakterien, Krebse, genetisch und durch die Umwelt verursachten Krankheiten am Wegesrand lauern. MRSA, hyperresistenter Krankenhauskeim... was es alles gibt!

Mich schaudert´s. Wußtet ihr, dass die durchschnittliche Lebenserwartung laut Statistik in Nigeria zur Zeit bei 52 Jahren liegt? Bei uns sind´s durchschnittlich 78 Jahre. In NIgeria hätte ich nicht mehr lange. Aber da hätte ich auch kein Internet, die durchschnittliche Internetnutzung in % zur Bevölkerung liegt bei unter 0,5 % (in Deutschland bei 45%) und wüßte deshalb nix davon.

Es muss an Halloween und Allerheiligen liegen, dass ich mich heute mit diesem morbiden Thema beschäftige. Keine Sorge, mir geht´s gut.

Ach das ist doch kappes. Da hat die Engelsfamily Hunger ohne Ende, Erzangie ist zu faul zum kochen und dann sagt der Pizzaservice, dass es das halbe Schwein auf Toast nicht gibt. Und die Pizzalieferung eine Stunde dauert. Geht gaaaar nicht! Dann muss wohl der Engelscollie dran glauben. Mit lecker Sößchen...

Nach entschiedenen Protesten des Engelsnachwuchs habe ich von diesem Plan dann doch Abstand genommen. Pffff...die Brut ißt nur nix, was einen Namen hat..verweichlichte Stadtkinder, die.