Das Licht da am Ende des Tunnels blendet noch ein bißchen in den Augen und die zartrosa Haut über dem Herz ist noch ein bißchen empfindlich, aber ich glaube, das wird wieder was, das mit dem Leben und mir.

Auf Dauer Trübsal blasen ist auch nix für Erzengel. Eine Freundin meinte letztens liebevoll aber herzhaft zu mir: wenn das Leben dich f..ckt, lehn dich zurück und genieß es. Hat was, finde ich.

Also, du Leben, du, dann zeig´s mir mal!

Sehr hilfreich bei der Verarbeitung von Herzschmerz ist

• heulen (bedingt, man muss irgendwann aufhören wegen Kopf und weil man vor Erschöpfung einschläft)

• schlafen (stundenlang. Ich geh so früh ins Bett wie selten zuvor, und wenn ich nicht grübel, dann schlafe ich sehr sehr viel)

• Musik (Thomas D., Peter Fox und Marti Pellow. Jo, das hilft ungemein.)

• ein gutes Buch (Fire by Christin Cashore. Ich muss mich auf das Englisch konzentrieren, da kann ich nicht so viel über Idioten nachdenken)

• Freunde (unbedingt. Wie eine warme Decke, die uns umhüllt)

• Familie (ich habe die besten Kinder der Welt. Punkt.)

• Pläne (ich habe unser Sommerferiendomizil gebucht. Einfach so. Jetzt brauche ich nur noch ein Auto und alles wird gut.)

• Schreiben (nicht nur bloggen, ich muss schreiben um mich wiederzufinden.)

• Aufräumen (wie schon mal gesagt: bei innerer Unordnung brauche ich Äußere, hier sieht es derzeit sehr (!) ordentlich aus.)

• Sonne (jo, würde ungemein helfen. Fällt aber aus wegen isnich und ich werde jetzt nicht über das gottverdammtedreckswetter da draußen schimpfen)

• Blumen (schenk ich mir selbst zum Valentinstag. Ich hab mich auch lieb.So!)

Als ich nach Hause komme, sitzt der Microengel auf der Fensterbank und weint bitterlich.

"Komm zurück, komm doch bitte zurück... geh nicht weg, lass uns doch nicht allein, hast du mich denn nicht mehr lieb?"

Ich könnte ihm etwas antun dafür. Dieser hirnlose Emotions-Legastheniker weiß gar nicht, welchen Trümmerhaufen er hier hinterlassen hat.

Und ich richte ich mich auf, ignoriere den Schmerz in der linken Brust, höre nicht auf das Knirschen im Rückgrat und fege die Scherben zusammen, die der Arsch aus unserer Flomarktvase gemacht hat.

Idiot.

Der Erzengellover hat mich in meinem tiefsten Kern getroffen, in dem, was mich im tiefsten Sinn ausmacht.

Heute habe ich ihn zur Rede gestellt, und er schüttete einen unvorstellbaren Kübel über mir aus. Er hat festgestellt, dass er meine Kinder nicht mag, insbesondere nicht den Microengel. Nicht nur, dass er sie nicht mag, nein, sie sei nicht normal und ich mit meiner Erziehung wäre das schuld. Außerdem sei er nicht bereit, für Kinder Verantwortung zu übernehmen, es wären ja noch nicht mal seine eigenen.

Er fand noch ein paar mehr Worte, um mir noch mehr weh zu tun. Dass der Microengel IHN lieben würde, würde sie ihm nicht zeigen und es sei ihm egal, z.B.

Ich bin zu Tode erschüttert und so sehr verletzt, kaputtgemacht, und weggeworfen...und ich VERSTEHE es nicht! Ich kann nicht verstehen, wie jemand über zwei Jahre mein Partner sein kann ohne das zu akzeptieren, was mich ausmacht, nämlich dass ich die Mutter von zwei Kindern bin. Wie jemand mir nach zwei Jahren sagen kann, ich hätte ja immer mehr die Kinder angeschleppt, wie jemand, der behauptet, mich zu lieben, mir zwei Jahre so eine Schmierenkomödie vorspielen kann!!!!! Und wieso ICH das nicht bemerkt habe!

ich drehe mich im Kreis mit meinem schmerz, ich könnte schreien, aber die Kinder sind da, ich muss dem Microengel sagen, dass sie ihn nicht mehr sehen wird und sie trösten...und ich weiß bald nicht mehr, wer ich bin... es tut so sehr weh...warum nur, warum macht er sowas? Ich verstehe es nicht... wozu war das nötig..

So ist das!

So haben mich zwei Jahre, vier Monate und eine handvoll Tage einer schwierigen Beziehung zurück gelassen: Als Häufchen dummes Elend.

Auf die denkbar schlimmste Art hat der Erzengellover mich verlassen: er ist weggelaufen. Er hat mich stehen gelassen, mit meinen Wasistloswarum-Fragen und dem Herzschmerz, ist geflüchtet mit den Worten "lass uns ein anderes Mal reden", mit dem fremden Geruch in der Nase und den offensichtlichen Lügen ist er in sein Auto gesprungen und weggefahren.

Das Wort "Trennung" wurde noch nicht mal ausgesprochen. Noch nicht mal das.

Ich kann nicht schlafen.


Und ich sitze hier unten, zwischen all den scharfen Scherben, nackich, blutend, zerrupft und mit hängenden Flügeln.
Mit großen Augen schaue ich und verstehe die Welt um mich rum nicht mehr, Wie ist das passiert? Wer bin ich?

Ich bin die Fliege im Milchkrug und
strampel und strampel und
die Milch wird und wird nicht zu Butter.

Ich bin sooo müde......

Ein Stück von meinem Herz ist zerbrochen. Ein weiteres, neben denen, die man noch an den verwitterten Bruchrändern erkennen kann. Irgendwann wird mein Herz wohl völlig mürbe sein.. vielleicht, wenn diese blutende Wunde zugekrustet sein wird.

Wenn man am Bahnhof steht und ganz dringend pünktlich in der Hochschule sein muss, weil man sonst zur Klausur nicht zugelassen wird, auf die man sich seit Wochen vorbereitet hat, und dann streikt der ÖPNV... dann kann man sich schon mal ein bißchen aufregen und unsolidarisch fühlen.

Streikt doch wo anders, verdammich!

"Neh, Mama, das mit dem Arbeiten, das ist nix. Das ist Kappes. Ich geh schön noch vier Jahre zur Schule und mach mein Abitur!"

Tag 2 des Praktikums in der Buchhandlung. Der Pubertätsengel klagt über Rücken, Füße, Arme und Kopf. Und das alles, man stelle sich vor, ohne Entlohnung! Neh, geht gar nicht. So hatte sie sich den Einzelhandel nun auch nicht vorgestellt. Noch nicht einmal Zeit war geblieben, um selbst einmal in ein Buch zu schauen. So erwachsen sei sie jetzt auch noch nicht, dass sie DAS länger machen müsste.

"Ich studiere Jura. Das dauert wenigstens lange genug, bevor ich wieder arbeiten muss! Und lesen kann ich da auch!"

Das Microengelchen hatte heute das erste Vorstellungsgespräch ihres jungen Lebens. Es geht um die Aufnahme an einer weiterführenden Schule, die einen ausnehmend guten Ruf in unserer Heimatstadt (und darüber hinaus) hat.

Eine ernste Angelegenheit also, denn heute morgen hatten sich bereits 300 Eltern und Kinder vor uns eingefunden, genommen werden dann 120. Microengelchen war auch hinreichend beeindruckt. Bis sie bekannte Gesichter sah. Mehrere Lehrer, die Sekretärin, die Direktorin, selbst der türkischen Hausmeister kannten sie und sie wurde von allen Seiten freundlich begrüßt.

Der Pubertätsengel hat ihr also schon den Weg bereitet. Es kann eigentlich gar nichts schief gehen.... aber bei einer Chance von 1:3 sind wir doch nervös, ob es klappt. Aschermittwoch bekommen wir dann Bescheid.