Wir haben sie schon sehr in unser Herz geschlossen, unseren afrikanischen Austauschengel...
Wenn sie morgens die Augen aufmacht, springt sie aus dem Bett und los geht´s. Noch bevor wir überhaupt ansetzen würden, die warme Decke abzustreifen, hat sie schon ihr Bett gemacht, ist frisch geduscht und fängt an, Pubertätsengels Unordnung aufzuräumen. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, hat sie die Küche aufgeräumt, alle Betten gemacht und den Flur geputzt.
Ich werde sie adoptieren, habe ich mir überlegt.
Aber man darf ihr nicht zu viele Süßigkeiten geben. In Südafrika isst sie nicht viel davon (sie bekommt wohl auch nicht so viel) weshalb sie nix gewohnt ist. Binnen ein paar Tagen hat sie unsere Vorräte vertilgt (ist ihr auch von Herzen gegönnt) und sie titscht hier rum wie ein Flummibällchen. Zu viel Energie im Zucker, hat sie uns erklärt.
Bei all den schönen Seiten: nicht alles ist Friede, Freude, Eierkuchen. Es ist etwas anderes, wenn man vom Hörensagen weiß, man soll sein Essen aufessen, weil in Afrika Kinder verhungern, als wenn Afrika auf einmal mit am Tisch sitzt. Den Wert von Sicherheit, Ausbildung und Zentralheizung weiß man auch etwas besser zu schätzen, wenn man sich vom Alltag in Kuruman erzählen lässt. Und manchmal gehen diese Erlebnisse (denn "Geschichten" sind es ja eben nicht) arg unter die Haut, so dass der Pubertätsengel auch schon einmal ein Gespräch abbricht.
Eine tiefgehende Erfahrung, so ein Austausch. Es heißt Tausch, deshalb wird der Pubertätsengel nächstes Jahr nach Südafrika gehen. Leider nicht zu unserem Austauschengel - eine Deutsche vier Wochen zu bewirten, kann sich ihre Middle-Class-Familie nämlich nicht leisten, sie müssten dafür monatelang Essen sparen. So ist das im Jahr 2010 in Südafrika.
Erzangie - 19. Jun, 22:58
Fortbildungen werden in meinem Broterwerbsunternehmen gern gesehen. Von wegen Eigeninitiative und Kreativität und persönlicher Kompetenz und so. Besonders mein Hochschulstudium nimmt man gern, schließlich bekommt man das zusätzliche Fachwissen quasi für lau.
Als ich heute mit einem Katalog einer Fortbildungsakademie vorsprach, erhielt ich leider eine Absage. Nein, Persönlichkeitscoaching für Führungskräfte und "Durchsetzen und Überzeugen" kämen für mich eher nicht in Frage. Die Fortbildung müsse mit meinem Arbeitsplatz in Zusammenhang stehen, deshalb würden sie z.B. einen Gabelstaplerschein oder einen Excelkurs unterstützen, oder Timemanagement für unsere Buchhaltungs"fachkraft". Nein, an den Kosten läge das sicher nicht, man würde mich jederzeit unterstützen.
Vielleicht sollte ich mal einen Kurs "Klöppeln für Anfänger" suchen. Der wird bestimmt breitwillig unterstützt, da sieht man ja auch keine Gefahr durch Konkurenz - oder durch Abwanderung mangels Entwicklungsmöglichkeiten.
Erzangie - 16. Jun, 12:12
Ich bin nicht immer nett. Manchmal bin ich sogar sehr unnett und schlafe dann die ganze Nacht nicht vor lauter schlechtem Gewissen.
Gestern hatte ich meinen Quartalskrebscheck beim Onkologen und suchte zu diesem Zweck eine Möglichkeit, auf einem vollbesetztem Parkplatz mein Auto abzustellen. Nach gefühlten 20 Minuten Kurverei und Warterei hinter irgendwelchen Vans stand ich schon wieder hinter einem, der breit und bräsig die Durchfahrt blockierte. Ich hupte, die Dame am Steuer echaufierte sich gewaltig, fuhr aber ein paar Meter vor. Leider blockierte sie immer noch die Durchfahrt und fing zu allem Überfluss auch noch an, hektisch herumzublinken und sich weiter quer zu stellen. In dem Moment fuhr neben mir ein anderer Wagen aus einer Lücke (nämlich der, dessenwegen die hektische Dame wartete).
Hm. Passte halt grad. Bin ich also gemütlich in die Lücke gefahren. Die hektische Dame war zunächst sprachlos. Dann wetterte sie los, stieg aus und brüllte in mein offenes Fenster: "Finden Sie das nicht unverschämt?" "Nö." sagte ich und ließ das Fenster hoch fahren.
Ganz mieses Karma. Ganz, ganz schlecht. Da fallen mir grad spontan ein paar Federn von den Flügeln und der Big Boss guckt strafend von seiner Wolke. *seufz*. Weiß auch nicht, was DA in mich gefahren ist.
Erzangie - 15. Jun, 11:21
Unser Austauschengel ist einfach zauberhaft. Dass wir uns den ganzen Tag auf Englisch unterhalten, merken wir erst, wenn der Microengel etwas nicht versteht und nachfragt.
Und sie öffnet uns die Augen: unsere Heimat ist unglaublich sicher und reich. Da sollte man bei aller herrschender Politikverdrossenheit mal inne halten und verdammt dankbar sein.
Ich weiß jetzt schon, dass ich Rotz und Wasser heulen werde, wenn sie wieder wegfährt. Ich bin doch so emotional.
Erzangie - 14. Jun, 07:43
Also wenn euch 90 Minuten Soccer-Spiele schon nerven von wegen der Geräuschekulisse, soll ich euch von unserem Austauschengel erzählen, dass sie in Kuruman neben einem Vuvuzela-verseuchten Fan-Park (südafrikanisches Public Viewing) lebt, und dort gibt´s das Getröte 24/7. Sie ist froh, hier in Deutschland neben den Zuggleisen und in Hörweite einer Autobahn ihre Ruhe zu haben.
Erzangie - 12. Jun, 20:14
Also so ein Austauschengel, das is ja nix für schwache Nerven. Noch nicht hier und ich hatte schon die Nerven blank, weil das "Kind" nicht in dem Zug war, in dem sie sein sollte. Ich machte den ganzen Düsseldorfer Hauptbahnhof kirre. Im Geiste sah ich ein schwarzes Häufchen Elend weinend von der Bahnhofsmission aufgegriffen und einem Kinderheim zugeführt in gottweißwasfüreinerstadt während der Pubertätsengel die Ruhe selbst war. " Mönsch, Mama, die ist SECHZEHN, genau wie ich, die is doch erwachsen!"Jaja, erwachsen, aber die Eierschale noch aufm Kopp und spricht kein Wort deutsch und weiß doch gar nicht, wie das hier so alles funktioniert, die deutsche Gründlichkeit! Und keine Handynummer. Wie auch.
Gerade als ich nach anderthalb Stunden den Polizeinotruf wählen und die GSG 9 einschalten wollte, stand aufeinmal ein bauchnabelhohes, schwarzes Persönchen strahlend vor mir und sagte: Don´t worry, Mom, everything is SO nice in Germany!
Sie war nach Köln gefahren und hatte eh schon Verspätung. Dort suchte sie sich eine passende Verbindung und fand uns dann in dem Gewusel im Hauptbahnhof.
Tscha. Ersten Kulturschock habe ich dann überstanden: Südafrikaner sind unglaublich gelassen.
Erzangie - 12. Jun, 19:58
Alle wollen hin, wir holen es uns nach Hause:
Morgen ist es soweit. Dann bekomme ich ein Kind! Jaha, hat man mir gar nicht angesehen ;-) Für vier Wochen haben wir einen südafrikanischen Austauschengel zu Gast und wir freuen uns sehr auf diese spannende Erfahrung. Vor allem auf das Sprachenkuddelmuddel, denn der Gastengel spricht kein Wort deutsch. Und wir kein Wort Africaans ;-) Außerdem sagte sie schon, es sei zur Zeit Winter in ihrer Heimat (mitten in der Kalahari) mit lediglich 20 - 25 Grad und sie müsse "boots and a warm jacket" tragen. Sowas nennen wir hier Sommer - mal sehen, wie sie dann mit den deutschen arktischen Temperaturen klar kommt.
Erzangie - 10. Jun, 13:33
Hab ich doch eine gar
wunderfeine, individuelle und innovative Bewerbung verschickt. Aber, und das ist die Crux des Ganzen, an eine BEHÖRDE.
Da bekomme ich heute von Cheffe einen Brief auf den Tisch gepfeffert, adressiert an SEINE Anschrift, aber mit meinem Namen.
*seufz*
Drinnen die Bestätigung, dass meine Bewerbung eingegangen und "zu gegebener Zeit unaufgefordert" beantwortet wird.
Ich frage mich nun: wie KOMMEN die da drauf? Ich habe latürnich nur meine eigene Privatanschrift angegeben, die meines Unternehmens (das auf die Privatanschrift von Cheffe registriert ist weil wegen Projektbüro und so...aber das führt zu weit) nicht. Die steht nur auf der Internetseite dieses jenes Unternehmens.
*doppelseufz*
Und wie erkläre ich nun Cheffe, dass ich ja nur mal "vorfühlen" wollte und dass ich ja auch mit ihm geredet hätte, wenn ich die Zeit dafür gekommen gesehen hätte? Sooo überraschend dürfte das ja nu nicht für ihn sein, aber andererseits:
Dumm gelaufen.
Ich hätte vielleicht auch ein bißchen diplomatischer sein sollen, als ich der Personaltussi dieser Behörde meinen Unmut über diesen Kuddelmuddel kund getan habe. Aber wenn das schon SO anfängt...
Erzangie - 10. Jun, 12:16
Manchmal weiß man morgens beim Blick durch die Vorhänge schon, ob das ein guter oder ein schlechter Tag wird. Gestern war mir auf den ersten Blick klar: das wird er, DER Tag 2010!
Von morgens bis abends verschwenderischer Sonnenschein zum Abpacken in Vorratstütchen, angenehmste 25 Grad und dazu noch einen ganzen Tag voll ungeplanter Stunden, die mit Vergnügungen gefüllt werden konnten.
Mit dem Engelsnachwuchs (ja, auch der Pubertätsengel wollte einen Familienausflug!) packte ich ein Picknick-Körbchen, suchte im Internet einen schönen Waldcache und verbrachte mehrere Stunden mit der Schatzsuche. Die danach selbstgepflückten Erdbeeren passten perfekt zum lauen Abend beim Kartenspielen auf der Terasse. Keine Dramen, keine Zickereien, kein Müssen, nur Zusammensein genießen.
Alles ganz richtig so, in unserer Engelsfamily. Soo schön.
Erzangie - 4. Jun, 08:56
Große Freude im Erzengelhause. Heute brachte
einer der jungen Übeltäter dem Micorengelchen den heißgeliebten Roller zurück. Er habe ihn "irgendwo" gefunden und direkt gewußt, wem er gehören würde. Sie hat sich so gefreut!
Sone Warze am Po, die muss wirklich sehr jucken. Geht doch!(Nein, ich mache das nicht gegen Bezahlung und ich opfere auch keine Hühnchen auf Friedhöfen.)
Erzangie - 1. Jun, 15:30